Orthokeratologie-Linsen, kurz Ortho-K-Linsen, sind Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden. Die Nachtlinsen sollen helfen, Fehlsichtigkeiten im Schlaf zu korrigieren. Bei Ortho-K-Linsen handelt es sich dabei um formstabile Kontaktlinsen, die die Hornhaut über Nacht so formen, dass am nächsten Tag eine klare Sicht ganz ohne Sehhilfe ermöglicht wird. Mittels leichtem, aber gezielten Druck auf die Hornhaut kann eine Orthokeratologie-Linse sogar schwerere Fehlsichtigkeiten kurzzeitig ausgleichen.
Im Gegensatz zu anderen Kontaktlinsen, bei denen klar empfohlen wird, die Kontaktlinsen vor dem Schlafen herauszunehmen, werden Ortho-K-Linsen gezielt über Nacht in das Auge eingesetzt. Mit ihrer hohen Sauerstoffdurchlässigkeit und der formstabilen Eigenschaft modelliert die Orthokeratologie-Linse die Hornhaut im Auge absichtlich so, dass folgende Sehschwächen kurzzeitig ausgeglichen werden:
Der Effekt des klaren Sehens ist allerdings nur vorübergehend erzielbar, so dass Ortho-K-Linsen regelmäßig nachts getragen werden müssen. Ansonsten nimmt die Hornhaut ihren alten Zustand an und die Fehlsichtigkeit würde klare Sicht wieder verhindern. Damit Ortho-K-Linsen ihre volle Wirkung entfalten können, müssen Ortho-K-Linsen im Schnitt 6 bis 8 Stunden während der Nacht getragen werden.
Je nachdem, wie stark die individuelle Sehschwäche ausgeprägt ist, können Ortho-K-Linsen bis zu 48 Stunden volle Durchsicht am Tag ermöglichen. In solchen Fällen müssen Orthokeratologie-Linsen sogar nur alle 2 Tage nachts getragen werden. Bei entsprechender Anwendung von Ortho-K-Linsen wird durch den Druck der Augenlider auf die Hornhautoberfläche eine Umformung der Hornhaut erzielt. Dadurch wird die die vorhandene Fehlsichtigkeit derart gut korrigiert, dass am Tag scharfes Sehen ohne zusätzliche Sehhilfe ermöglicht wird.
Korrektionsbereich von Ortho-K-Kontaktlinsen:
Dabei können die Grenzwerte individuell variieren, da jede Hornhaut unterschiedlich ist und sich eine Grenze somit schwer pauschalisieren lässt.
Ortho-K-Linsen sind der ideale Kompromiss, wenn tagsüber auf eine Sehhilfe verzichtet werden soll und eine Operation keine Option ist. Da Ortho-K-Linsen jedoch nicht alle Fehlsichtigkeiten ausgleichen können, kommen sie daher nicht für alle Kontaktlinsentragende in Frage. Eine weitere Voraussetzung sind gesunde Augen mit ausreichendem Tränenfilm. Bei trockenen Augen kann das nächtliche Tragen zu Augenreizungen und Augenjucken führen. Ortho-K-Linsen können bei Diabetes- und Rheumaerkrankungen aus gesundheitlichen Gründen nicht verwendet werden.
Da bei der Anwendung von Ortho-K-Linsen die Hornhaut gezielt verformt wird, haben Ortho-K-Linsen im Vergleich zu anderen Kontaktlinsen oft eine längere Eingewöhnungszeit. Orthokeratologie-Linsen werden von Fachkräften individuell angepasst und sollten gerade am Anfang regelmäßig nachkontrolliert werden. In der Eingewöhnungszeit kann es etwas dauern, bis die Nachtlinsen die optimale Sehstärke am Tag herstellen können. Aus diesem Grund sollten anfangs Tageslinsen in mehreren Sehstärken griffbereit liegen. Ortho-K-Linsen müssen einmal im Jahr ausgetauscht werden.
Grundsätzlich sind Ortho-K-Linsen auch für Kinder geeignet. Die Eignung sollte im Einzelfall jedoch vorab mit entsprechendem Fachpersonal abgeklärt werden. Orthokeratologie-Linsen können bei Kindern sogar einen großen Vorteil bewirken: Regelmäßiges Tragen von Ortho-K-Linsen im Wachstum des Kindes kann bewirken, dass eine vorhandene Kurzsichtigkeit langsamer voranschreitet und im besten Fall nicht weiter zunimmt. Der Erfolg hängt dabei von der Regelmäßigkeit des Tragens ab. Dabei schätzen Expertenkreise das Alter, in dem besonders effektiv einer Kurzsichtigkeit mittels Ortho-K-Linsen entgegengewirkt werden kann, bis zum 16. Lebensjahr ein.